So schnell verändert sich der Darm bei einer Ernährungsumstellung
Der Darm ist ein echtes Superorgan – denn er kann sich äußerst flexibel auf neue Ernährungsgewohnheiten einstellen. Die Barmer Krankenkasse erklärt, was dahintersteckt.
Der menschliche Darm ist sieben Meter lang und dabei erstaunlich flexibel und anpassungsfähig. Die Zusammensetzung der Darm-Bakterien kann sich dabei innerhalb von 24 Stunden ändern. „Unser Darm ist ein echtes Superorgan kann sich äußerst schnell auf eine neue Ernährungsweise – wie zum Beispiel vegetarische Kost – anpassen. Die Darmflora kann sich recht schnell regulieren und auch kurzfristig etwas Gutes im Darm bewirken. Unzählige Bakterien wirken positiv im Darm und verwerten unsere Nahrung“, betont Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der Barmer.
Anpassung ist lange gelernt
Die schnelle Anpassung der Darmflora ist das Ergebnis der menschlichen Evolution. Denn der Verzehr von Fleisch und anderer tierischer Produkte war zu Zeiten von Jägern und Sammlern nur unregelmäßig möglich. Bei einem Jagderfolg gab es viel Fleisch, doch zwischenzeitlich gab es nur pflanzliche Kost. „Der Mensch hat das Hin und Her zwischen pflanzlicher und tierischer Nahrung schon in der Frühzeit gelebt, und aus diesem Grund ist der Darm evolutionär bedingt so flexibel“, so Marschall. Außerdem produziert der Darm Substanzen, die direkt auf die Stimmung einwirken, auch deswegen heißt der Darm im Volksmund Bauchhirn. Rund 100 bis 200 Millionen Nervenzellen gibt es im Darm. Diese Nervenzellen regulieren die Verwertung der Nahrung, steuern die Darmbewegungen und sorgen dafür, dass sich der Darm regelmäßig entleert. Gesteuert werden die Nervenzellen durch das vegetative Nervensystem.
Darmflora gut für die Immunabwehr
Eine Darmflora, die die Verdauung unterstützt, ist auch hilfreich für die Immunabwehr und kann etwaige Krankheitserreger erfolgreich abwehren. Hauptsitz der die Darmflora bildenden Mikrobiota ist der Dickdarm. Allgemein gilt eine große Vielfalt an Bakterien im Darm als besonders gut, denn bei manchen Erkrankungen gibt es eine sinkende Vielfalt der Darmflora. Eine geringe Bakterienvielfalt wird als Anzeichen einer „Dysbiose“, also eine Störung der Darmflora gewertet.
Gut kauen ist aller Anfang
Dr. Ursula Marschall hat außerdem einen Tipp, den jeder im Alltag ganz einfach berücksichtigen kann. „Wer langsam kaut, unterstützt die Amylasen, die sich im Speichel befinden. Das sind Verdauungsenzyme, die dabei helfen, Kohlenhydrate gut zu verdauen, bevor sie überhaupt in den Magen gelangen. Dadurch wird dem Magen die Arbeit erleichtert. Das Sprichwort ‚Gut gekaut, ist halb verdaut‘ ist absolut richtig.“ Ausreichendes stilles Wasser und verdauungsfördernde Lebensmittel wie Lauch, Pastinaken, Schwarzwurzel, Leinsamen, Hülsenfrüchte, Chicorée, Joghurt, Kefir, Buttermilch und Kräuterquark helfen dabei, den Darm zu aktivieren. Je mehr solcher Lebensmittel gegessen werden, desto diverser ist die Darmflora. (Barmer)