Diabetes mellitus oder die Blutzuckerkrankheit
Diabetes mellitus (lat.: honigsüßer Durchfluss) ist eine Volkskrankheit. Ungefähr 130 Millionen Menschen weltweit, davon 5 Millionen Bewohner Deutschlands, leiden an dieser komplexen Stoffwechselstörung. Innerhalb der nächsten 15 Jahre wird sich die Anzahl der Diabeteskranken verdoppeln. Als ursächliche Faktoren sind die Zunahme der Lebenserwartung sowie die Veränderung der Lebensgewohnheiten auszumachen.
Die Blutzuckerkrankheit ist auf einen absoluten oder relativen Insulinmangel zurückzuführen. Folge des Insulinmangels ist ein langanhaltend erhöhter Blutzuckerspiegel. Das Hormon Insulin, welches in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet wird, regelt die Aufnahme von Zucker aus dem Blutstrom in die Zelle. In der Zelle wird der aufgenommene Zucker in Energie umgewandelt. Fehlt das Insulin, so kann Zucker nicht mehr aus dem Blut in die Zelle aufgenommen werden. Es kommt zu einer Unterversorgung der Zellen mit Zucker und zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Dieses bezeichnen Mediziner als „Hyperglykämie“.
Der Diabetes mellitus wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ausgehend von der Ursache der Erkrankung, in 4 Typen unterteilt.
-
1. Der Typ 1-Diabetes
-
2. Der Typ 2-Diabetes
-
3. Andere spezifische Diabetestypen
-
4. Der Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)
Beim Typ 1-Diabetes kommt es zu einer Zerstörung der insulinbildenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Dieser Typ beginnt meist im Kindes-, Jugend-, oder frühen Erwachsenenalter. Etwa 5% aller Diabetiker haben einen Typ 1-Diabetes.
Beim Typ 2-Diabetes liegt entweder eine verminderte Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse vor oder die Empfindlichkeit der Zellen auf Insulin ist vermindert. Dieser Typ tritt überwiegend im mittleren und höheren Erwachsenenalter auf. Häufig ist bei diesen Patienten ein Diabetes mellitus in der Familie bekannt. Übergewicht und verminderte körperliche Betätigung scheinen ebenfalls an der Diabetesentstehung beteiligt zu sein. 90% aller Diabetiker haben einen Typ 2-Diabetes.
Spezifische Diabetestypen sind auf andere Erkrankungen mit einhergehender Schädigung der Bauchspeicheldrüse zurückzuführen. Diese Erkrankungen können durch Drogen, Chemikalien, Infektionen oder andere Ursachen bedingt sein. Der Schwangerschaftsdiabetes tritt wie der Name schon sagt während einer Schwangerschaft auf und bildet sich meist nach Beendigung dieser zurück. Diese Diabetesformen stellen 5% aller Diabeteserkrankungen dar.
Symptome des Diabetes sind auf den erhöhten Blutzuckerspiegel zurückzuführen. Diese sind unter anderem ein starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, Appetitminderung, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, schlecht heilende Wunden und eine Sehverschlechterung. Diese Symptome treten sowohl beim Typ 1 als auch Typ 2 auf, jedoch entwickeln sie sich beim Typ 1 innerhalb einiger Wochen und beim Typ 2 innerhalb einiger Jahre.
Die Diagnose wird anhand einer Messung des Nüchternblutzuckers (Zuckerkonzentration im Blut) gestellt. Ergänzt wird diese Untersuchung durch den Zuckerbelastungstest, die Messung des HbA1c (Langzeitblutzucker) und der Blutfettwerte sowie eine Antikörperuntersuchung. Als Früherkennungsmethode wird die Harnzuckeruntersuchung durchgeführt, wobei sie eine Blutuntersuchung aber nicht ersetzen kann.
Unterzuckerungen und stark erhöhte Blutzuckerwerte können eine Vielzahl von Folgeerkrankungen auslösen. Hierzu zählen vor allem Veränderungen der großen und kleinen Gefäßen (Makro- und Mikroangiopathie). Folge der Gefäßveränderungen können Schlaganfälle, die arterielle Verschlusskrankheit (aVK) oder der Herzinfarkt sein. Sind die kleinen Gefäße des Auges betroffen, so kann es zu einer Durchblutungsstörung der Netzhaut des Auges kommen. Hierdurch wird das Sehen stark beeinträchtigt und eine Erblindung kann die Folge sein. Sind durch den Diabetes die Nierengefäße geschädigt, so kann es zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion kommen. Nimmt die Nierenfunktion soweit ab, daß bestimmte Stoffwechselprodukte nicht mehr über die Niere ausgeschieden werden können, so spricht man von einer Niereninsuffizienz. Diese kann im Endstadium eine Dialysebehandlung notwendig machen. Auch können durch den Diabetes Nerven geschädigt werden. Hierbei treten häufig Störungen des Temperatur- und Schmerzempfindens, sowie Empfindungsstörungen auf.
Die Behandlung des Diabetes mellitus setzt sich aus verschiedenen Bereichen zusammen. Bei übergewichtigen Patienten sollte eine Gewichtsabnahme erfolgen. Die Umstellung der Ernährung sowie die körperliche Bewegung bilden Eckpfeiler der Diabetestherapie. Bei Typ 2-Diabetikern können diese Maßnahmen zu einer deutlichen Besserung der Beschwerdesymptomatik führen.
Sind diese Maßnahmen alleine nicht ausreichend, so muss eine medikamentöse Therapie durchgeführt werden. Die Behandlung der Typ 1-Diabetiker muss mit Insulin erfolgen. Die Insulintherapie wird individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt und den täglichen Erfordernissen angepaßt. Typ 2-Diabetiker können mit Tabletten erfolgreich behandelt werden. Jedoch kann auch bei einem Typ 2-Diabetiker die Insulintherapie erwogen werden. Orale Antidiabetika (Tabletten) können zum einen die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse erhöhen oder aber auch die Insulinwirkung an der Zelle verbessern.
Das wichtigste Ziel jeder Diabetes-Therapie ist die Einstellung möglichst normaler Blutzuckerwerte, wobei extreme Blutzuckerschwankungen vermieden werden sollen. Der HbA1c – Wert sollte dabei unter 6,5% liegen. Durch Einhaltung der angegebenen Maßnahmen können oben beschriebene Folgeerkrankungen drastisch minimiert und dadurch die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert werden.