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Alarmierender Anstieg von Altersdiabetes

350.000 Deutsche erkranken jedes Jahr an Alterdiabetes. Die Bezeichnung der Krankheit täuscht darüber hinweg, dass die Betroffenen immer jünger werden. Schon 30-Jährige erkranken an dem Typ II der Zuckerkrankheit. Ursache ist meist eine falsche Ernährungsweise im Jugendlichenalter. Immer mehr Kinder und Teenager verbringen einen Großteil ihrer Freizeit vor dem Computer oder dem Fernseher. Ihnen fehlt körperliche Bewegung. Gleichzeitig konsumieren sie Fast Food und Süßigkeiten. Die Folge ist Übergewicht, Hauptauslöser der Krankheit Diabetes mellitus.

Viele Nahrungsmittel sind heutzutage zu fett- und zuckerhaltig. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen machte kürzlich darauf aufmerksam, dass als kindgerecht deklarierte Nahrungsmittel meist wenig Gesundes enthalten. In einem getesteten Joghurt für Kinder waren zum Beispiel in 100 Gramm 18 Gramm Zucker enthalten. Die ungesunde Ernährungsweise führt zu einem rapiden Anstieg des Prozentsatzes übergewichtiger Kinder und Jugendlicher. 20 Prozent der deutschen Kinder sind bereits übergewichtig. Acht Prozent sind fettsüchtig.

Anders als bei dem Typ I, der seltenen Krankheit Diabetes insipidus, die vermutlich aufgrund einer Autoimmunschädigung zwischen dem elften und dem 15. Lebensjahr auftritt, entsteht Diabetes mellitus nicht aufgrund eines Insulinmangels im Blut. Das Insulin wird im Gegenteil in der Bauchspeicheldrüse immer größeren Mengen produziert.

Insulin ist ein Hormon. Es ermöglicht den Transport von Glukose in die Zellen und hilft dadurch, den Zuckeranteil im Blut zu regulieren. Normalerweise schwankt der Blutzuckerspiegel im Verlauf des Tages. Morgens liegt er bei nüchternem Magen bei etwa 70 bis 110 Milligramm pro Deziliter Blut. Nach der Nahrungsaufnahme steigt der Glukosespiegel. Zwei Stunden nach einer Mahlzeit liegt er bei etwa 120 bis 140 Milligramm pro Deziliter Blut. Durch den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Essen wird die Bauchspeicheldrüse aktiviert. Sie produziert mehr Insulin. Der Blutzuckerspiegel sinkt wieder. Zudem verbrauchen die Muskeln bei körperlicher Aktivität Glukose. Durch Sport wird der Blutzuckerspiegel zusätzlich gesenkt. Fehlt Sport und ist die Ernährungsweise zu fett- und zuckerreich, wird der Körper gegen die Insulinwirkung resistent.

Etwa 90 Prozent der Typ-II-Diabetiker sind übergewichtig. Viele Experten befürchten, dass die zunehmenden Zahlen an Altersdiabetes erkrankter Menschen langfristig zu einem Kollaps des Gesundheitssystems führen. Die Zahlen sind erschreckend: In den vergangenen Jahren stieg die Anzahl der Typ-II-Diabetiker um das Sechsfache auf 194 Millionen Menschen. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Einige Experten befürchten, jeder zehnte Deutsche könnte bereits an Diabetes mellitus erkrankt sein.

Denn die Krankheit beginnt schleichend. Zunächst haben die Betroffenen keinerlei Schmerzen. Sie sehen im Gegenteil aufgrund ihres hohen Gewichtes meist sehr stabil und widerstandsfähig aus. Oft verspüren sie jahre- oder sogar jahrzehntelang keine Symptome.
Das erste Anzeichen von Diabetes mellitus ist vermehrter Harndrang. Man bezeichnet ihn als „Polyurie“. Die Betroffenen immer müssen häufiger und in immer größeren Mengen Wasser lassen, da die Nieren versuchen, den überschüssigen Zucker im Blut über den Urin auszuscheiden. Meist ist die vermehrte Urinausscheidung anfangs kaum bemerkbar. Über die folgenden Monate wird die Symptomatik aber stärker. Durch den Flüssigkeitsverlust verspüren Typ-II-Diabetiker dann zusätzlich ein starkes Durstgefühl. Hinzu kommt ein extremes Hungergefühl. Diese „Polyphagie“ resultiert aus dem Kalorienverlust. Da über den Urin viele Nährstoffe ausgeschieden werden, verlieren die Betroffenen zu diesem Stadium der Erkrankung meist ein wenig an Gewicht. Weitere Symptome können Müdigkeit, Übelkeit oder Sehstörungen sein.

Der erhöhte Blutzuckerspiegel führt langfristig zu einer Schädigung der Nerven und der Blutgefäße. Durch die Anlagerung von Partikeln an den Wänden der Blutgefäße verdicken sich diese. Immer weniger Blut kann in den Adern transportiert werden. Parallel können sich Fettstoffe im Blut ansammeln und die Gefäßverkalkung beschleunigen. Bei Diabetikern ist Gefäßverkalkung bis zu sechsmal häufiger als bei Nicht-Diabetikern. Die Folgen sind oft schwerwiegend. Gehirn, Herz, Augen, Nieren und weitere Organe können geschädigt werden.

Aufgrund der verengten Blutgefäße steigt das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Jeder zweite Herzinfarkt und jeder zweite Schlaganfall trifft einen Diabetiker. Nierenschäden und Nierenversagen drohen zudem. In einigen Fällen sind die Betroffenen auf regelmäßige Dialysen angewiesen. Die Blutgefäße in den Augen werden geschädigt. Das kann zu „Retinopathie“, zu Sehverlusten, führen. Pro Jahr erblinden in Deutschland etwa 6000 Diabetiker.

Die Spätfolgen der Krankheit können durch die Einstellung des Blutzuckers weitgehend verhindert beziehungsweise verringert werden. Durch eine Gewichtsreduktion kann der Blutzuckerspiegel umgehend und nachhaltig gesenkt werden. Eine gesunde Ernährungsweise und Sport kann die medikamentöse Behandlung sogar ersetzen.
Damit die schleichende Krankheit frühzeitig erkannt wird, sollten Übergewichtige darauf achten, dass jährliche Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden. Der am Morgen bei nüchternem Magen gemessene Blutzuckerspiegel gibt Aufschluss. Ein kleiner Test genügt. Das Verdrängen der Gefahr ist der falsche Schritt. Denn stellen sich die ersten Symptome des Typ-II-Diabetes ein, hat der Körper bereits großen Schaden genommen.
 


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