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PRIMÄRE SCHLAFSTÖRUNGEN - Narkolepsie

Narkolepsie ist eine seltene Schlafstörung, bei der die Betroffenen unter plötzlichen, tagsüber auftretenden Schlafattacken beziehungsweise stark verminderter Viliganz leiden.

Die Schlafattacken können mit Kataplexie, also affektivem Tonusverlust der Muskulatur, sowie mit Halluzinationen und Schlaflähmungen einhergehen. Auch starke Unregelmäßigkeiten des Schlaf-Wach-Rhythmus und automatisches Verhalten können die Schlafattacken begleiten. In diesem Fall spricht man von einer polysymptomatischen Narkolepsie, die manchmal auch als Narkolepsie-Katalepsie-Syndrom bezeichnet wird. Treten lediglich imperative Schlafattacken beziehungsweise Phasen eingeschränkter Viliganz auf, handelt es sich um die monosymptomatische Form der Erkrankung.

Von 10.000 Menschen sind durchschnittlich drei von der Viliganzstörung betroffen. Die Prävalenzrate ist bei Männern höher als bei Frauen.

Besonders bei langweiligen Vorträgen oder eintönigen Vorlesungen drohen die kaum bezwingbaren Schlafanfälle. Auch durch Dunkelheit und monotone Tätigkeiten werden sie begünstigt.

Intensive geistige oder körperliche Beschäftigung können die Schlafattacken verringern, verhindern sie allerdings nicht. In derartigen Situationen kommt es vermehrt dazu, dass die Patienten nicht einschlafen, sondern für einige Zeit in einen Zustand verringerter Viliganz eintreten, der mit temporärer Amnesie einhergeht. In dieser Phase führen einige Betroffene automatisierte Handlungen aus. Im Nachhinein sind sie aufgrund ihrer Gedächtnislücken nicht in der Lage, sich an ihre Verhaltensweisen zu erinnern. Als einziges Symptom der Narkolepsie tritt verminderte Viliganz tritt bei etwa 40 Prozent der Patienten auf. Die anderen Betroffenen zeigen die charakteristischen Schlafattacken.

Pro Tag können bei ihnen zahlreiche Schlafanfälle auftreten, die bis zu einer Stunde lang anhalten können. Zwar sind sie Betroffenen, wenn sie im Verlauf einer Müdigkeitsattacke einschlafen, leicht wieder aufzuwecken, doch häufig schlafen sie binnen weniger Minuten wieder ein. Unmittelbar nach dem Einnicken können sich die Betroffenen für kurze Zeit wach fühlen. Meist hält dieses Gefühl aber nur sehr kurze Zeit, maximal eine Viertelstunde an, so dass der Patient kurz darauf wieder einschläft.
Seltsamerweise treten die Attacken auf, obwohl die Betroffenen in der Nacht ausreichend Schlaf bekommen hat. Morgens fühlen sie sich nicht erholt und haben häufig Probleme, in Gang zu kommen.

Neben den Schlafattacken treten im Fall der polysymptomatischen Narkolepsie in unregelmäßigen Abständen Kataplexien ein. Sie können auch Jahre vor den Schlafattacken auftreten und somit ein vorangehendes Symptom der Narkolepsie darstellen.
Plötzliche Gefühlsregungen wie Schreck, Überraschung oder freudige Erregung verursachen einige Sekunden anhaltende Lähmungserscheinungen. Oft handelt es sich um einen sogenannten „Lachschlag“.

Der Betroffene fühlt sich dann plötzlich kraftlos, verliert aber nicht das Bewusstsein. Auch Veränderungen des Bewusstseins treten nicht ein. Bei einigen Patienten beschränkt sich der Abfall des Tonus auf die Gesichtspartie. In diesen Fällen kann für kurze Zeit der Kopf oder der Unterkiefer herabsinken. Bei extremerer Ausprägung können die Betroffenen zu Boden sinken oder Gegenstände fallen lassen.
Die kataleptischen Anfälle können durch Außeneinflüsse nicht unterbrochen werden und dauern maximal zwei Minuten an. Danach ist der Betroffene sofort wieder im Stande, normal zu handeln.

Ein weiteres Symptom der Narkolepsie können Schlaflähmungen darstellen. Kurz nach dem Einschlafen oder Aufwachen, seltener auch in Folge einer Kataplexie, ist der Betroffene, obwohl der voll bei Bewusstsein ist, unfähig zu volotionalen Bewegungen. Dieser Zustand kann einige Minuten lang andauern. Auf viele Menschen wirken diese kurzen Lähmungserscheinungen angsteinflößend.
Parallel zu ihnen kann der Patient hypnagoge Halluzinationen bekommen. Wie die Träume der Betroffenen sind sie häufig angsterzeugenden Inhaltes.

Typischerweise ist der Schlaf der Patienten sehr flach. Einige Schlafstadien sowie der REM-Schlaf sind in ihrer Dauer verringert. Der gesamte Schlafzyklus wiederholt sich ungewöhnlich häufig. Aufmerksamkeitsschwankungen und Antriebsarmut während des Tages sind das Resultat.

Von sämtlichen Symptomen sind nur etwa zehn Prozent der unter Narkolepsie Leidenden betroffen. Bei den meisten treten nur Schlafattacken auf, die von keinen oder wenigen weiteren charakteristischen Symptomen begleitet werden. Die Prävalenz von Kataplexie, Schlaflähmungen und Halluzinationen ist bei Kindern höher als bei Erwachsenen, wobei zum Großteil Erwachsene von der Narkolepsie betroffen sind.

Die Krankheit tritt typischerweise erstmals im Jugendlichen- oder im jungen Erwachsenenalter auf. Für gewöhnlich bleibt sie zeitlebens bestehen, wobei die Schwere der Symptome mit zunehmendem Alter für gewöhnlich abnimmt.
Was die Krankheit auslöst, ist bis heute unbekannt. Bei den Betroffenen konnten weder strukturelle Veränderungen im Gehirn noch Auffälligkeiten im Blut diagnostiziert werden. Forscher gehen von einer genetischen Prädisposition für die Schlafstörung aus. Hierfür spricht auch der Umstand, dass Narkolepsie in etwa 50 Prozent der Fälle familiär gehäuft auftritt.

Neben genetischen Faktoren können auch neurologische Ursachen vorliegen. Diese „symptomatischen“ Narkolepsien wurden unter anderem nach Liäsionen des Thalamus und des Hirnstamms beobachtet.

Mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen ist bei einer Narkolepsie nicht zu rechnen, dennoch kann die Erkrankung eine Gefahr für Leib und Leben darstellen. Denn tritt die Narkolepsie in kritischen Situationen auf, gefährdet der Betroffene nicht nur seine sondern auch die Gesundheit anderer Menschen. Daher ist es Narkolepsie-Patienten untersagt, Auto zu fahren.
In vielen Fällen wird die Narkolepsie medikamentös therapiert. Treten ausschließlich Viliganzstörungen auf oder sind die Schlafattacken relativ selten, kann die Einnahme der Aminosäure L-Dopa helfen. In leichten Fällen sollte auf eine Einnahme verzichtet werden, da einfache Mittel, wie zum Beispiel ein regelmäßiger Mittagsschlaf bereits zu Linderung führen können. In jedem Fall sollten Narkolepsie-Patienten auf die Einnahme sedierender Substanzen und Alkohol verzichten.

Bleibt ein Behandlungserfolg aus, können Analeptika, also Arzneimittel mit anregender Wirkung, wie Adrenalin, Ephedrin oder Koffein die Schlafanfälle unterdrücken. Sie führen aber auch oft zu Nervosität und Überaktivität. Um diese Nebenwirkungen zu vermeiden, muss die Dosis exakt auf den Patienten abgestellt werden. In den USA gilt das Medikament „Provigil“ als neue Waffe im Kampf gegen die Schlafattacken.

Weil es auch gesunde Personen wach hält, wird allerdings Missbrauch betrieben. Aufgrund der Gefahr, zur Lifestyle-Droge zu avancieren, ist Provigil in Deutschland vor einigen Jahren auf die Liste der Betäubungsmittel gesetzt worden.


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