Therapieformen von Depressionen: 3. Interpersonale Psychotherapie (IPT)
Die IPT basiert auf der Annahme, dass depressive Störungen durch interpersonale Konflikte ausgelöst werden. In wöchentlichen Therapiesitzungen sollen die Klienten daher über ihre Beziehungen zu anderen Personen sprechen. Gemeinsam mit dem Therapeuten wird darauf aufbauend versucht, Lösungswege zu finden und soziale Kompetenzen zu schulen.
Der Verlust einer geliebten Person kann depressionsauslösend wirken. Dementsprechend wird in der IPT versucht, diesen interpersonalen Verlust aufzuarbeiten. In Gesprächen schildern die Klienten ihre Erinnerungen an die verlorene Person, wobei sie der Therapeut anhält, auch negative Empfindungen, wie Aggressionen oder Vorwürfe gegenüber der Person, zu verbalisieren. Auf diese Weise soll die Erinnerung an den Verlust modifiziert werden. Die Klienten sollen in die Lage versetzt werden, ihre Gedanken zu einem kongruenten Eindruck zu formen und neue Beziehungen einzugehen.
Gleichzeitig wird versucht, die sozialen Fähigkeiten des Depressiven zu schulen. Viele depressive Personen sind nur begrenzt in der Lage, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Interpersonale Defizite, wie Schüchternheit, Introversion und Unsicherheit werden in Gesprächen thematisiert. Die Selbsterkenntnis über die eigene Wirkung auf andere spielt hierbei eine wichtige Rolle. Der dritte und vierte Therapiebaustein bezieht sich auf das Rollenverständnis des Klienten.
„Wir alle spielen Theater“, formulierte Goffman einst und fand damit einen treffenden Ausdruck für die verschiedenen sozialen Rollen, die jeder Mensch einnimmt. Mutter, Ehefrau und Mitarbeiterin – jeder von uns besitzt für seine einzelnen sozialen Agitationsfelder spezifische Verhaltensrepertoires. Daraus können sich interpersonale Rollenkonflikte ergeben. Die IPT gibt den Klienten die Möglichkeit, im Gespräch ihre einzelnen Rollen zu definieren. Lösungswege für eventuelle Konflikte werden aufgezeigt.
Auch interpersonale Rollenwechsel werden angesprochen. Einige junge Mütter erleiden zum Beispiel eine Wochenbettdepression, da sie sich von der neuen Rolle als Mutter überfordert fühlen. Die Gefühle des Überbelastung werden dann thematisiert. Den Klienten wird geholfen, die Fertigkeiten, die sie für ihre neue Rolle benötigen, zu erlernen.
Aufgrund des interpersonalen Fokus ist die IPT besonders bei Personen geeignet, deren Depression aus sozialen Problemen heraus, wie Stress am Arbeitsplatz oder den Verlust einer geliebten Person, entstanden sind. Studien belegen, dass der Behandlungserfolg der IPT mit dem der kognitiven Verhaltenstherapie vergleichbar ist.